Wer glaubt, dass auch Menschen, die keine Webdesigner sind, „mit wenigen Klicks“ eine professionelle WordPress-Website selbst machen können, weil das ja heutzutage so kinderleicht sein soll – der irrt.
Ich hab’s ausprobiert und habe drei Wochen gebraucht. Und jede Menge Unterstützung durch einen Experten.
Der Selbermachwahn
Es ist ja eines der ungelösten Rätsel der Menschheit, warum so viele von uns glauben, dass wir alles selbst machen müssen. Kreative sind da besonders stur. Obwohl das oft bedeutet, dass sie mit etwas Essentiellem wie der eigenen Website nicht vorankommen.
Ich kenne eine Grafik-Designerin, die für ihre Kunden wunderschöne Websites entwirft und hochprofessionell die komplette Abwicklung organisiert. Ihre Arbeitsweise lässt sich mit dem schönen Wort zusammenfassen: „Läuft.“
Aber ihre eigene Website? Ist gefühlt von 1998. Sie arbeitet natürlich längst an einer neuen, will die Website selbst machen, versteht sich.
Das Design nicht nur festlegen, sondern auch umsetzen: Angeblich ist das ja heutzutage ganz einfach.
Das suggerieren zumindest die Botschaften aus dem Universum der Website-Baukästen und WordPress-Templates: „In wenigen Klicks zum Internetauftritt“, „Eigene Website leicht gemacht“, „All you need for a great website“.
„Da muss man sich nur ein bisschen reinfuchsen“
Ich bin kein großes Unternehmen, nur ein Freelancer-Zahnrad im Mediengetriebe, aber als ich daran ging, meine neue Website zu gestalten, hatte ich trotzdem gewisse Ansprüche.
Kein Problem, dachte ich: Ich schreibe Texte für Websites, ich erstelle Konzepte für Websites – da werde ich doch wohl im Stande sein, eine dieser tollen neuen Baukasten-Websites zusammenzustecken!
Meine Wahl fiel auf WordPress und auf das kostenpflichtige Template Aperio. Ein Viertel aller Websites weltweit sind heute WordPress-Seiten. Darunter schlichte Blogs, aber auch komplexe Seiten größerer Organisationen.
Von manchem, der schon WordPress-Seiten gestaltet hat, hörte ich ermutigende Worte: „In WordPress musst Dich halt ein bisschen reinfuchsen, dann ist das kein Problem.“
Das klang gut.
Zugegeben, es gab auch Gespräche, die anders verliefen. Etwa so:
„Aber Kathrin, du würdest doch jedem Kunden sagen, dass er einen Profi engagieren soll, weil er sonst eine Wahnsinnsarbeit hat und womöglich am Ende trotzdem nicht happy ist!“ – „Das ist was anderes.“
Ich hörte lieber auf die Fraktion, die sagte, ich müsse mich nur „ein bisschen reinfuchsen“, und ging daran, genau das zu tun.
Nach ein paar Stunden dachte ich: Hm. Entweder bin ich schwerer von Begriff als die meisten – oder es ist möglicherweise doch nicht mit ein paar Klicks getan?
Vielleicht ist es wie mit einer Geburt? Angeblich verdrängen ja viele kurz darauf schon, wie unangenehm die Sache war.
Website selbst machen: Drei Wochen Miau!
Wer sich dann „ein bisschen reingefuchst“ hat, war mein Freund. Erwähnte ich bereits, dass er IT-Spezialist ist?
Nachdem er dem Projekt in mehrstündiger Arbeit und mit deutlich mehr als „wenigen Klicks“ über die größten Hürden geholfen hatte, konnte ich tatsächlich einiges selbst machen.
Das war ein schönes Gefühl! So autark.
Zumindest, bis ich vor dem nächsten Problem stand: Wieso sind die Bilder im mobilen Firefox (aber nur dort) nicht responsive?
Warum ist die Navigation „fixed“ auf dem Desktop, also immer zu sehen – aber in der mobilen Darstellung verschwindet sie, wenn man ein Stückchen runterscrollt?
Und wieso kann ich die Schriftgröße des Lauftextes nicht je nach Abschnitt anders einstellen? In Word geht das doch auch…
Miau!
Am Ende hat das Ganze drei Wochen gedauert. Drei Wochen, während derer ich alle paar Tage neue Listen mit Fragen (lies: Arbeitsaufträgen) für meinen Freund angefertigt habe.
Das Ergebnis passt – weil ein Profi an Bord war
Jetzt ist die Website fertig und gefällt mir sehr. Mein Freund ist auch froh.
Meint Fazit nach dem Do-it-yourself-Experiment: Website bauen mit WordPress funktioniert wunderbar. Wenn man sich auskennt. Und sich genug Zeit nehmen kann und will.
Daher würde ich jedem raten, der ein Website plant, ohne selbst Webdesigner zu sein: Engagieren Sie einen Profi.
Ist besser so – wirklich.
Website selbst machen – Update: März 2018
- Mit meiner Website bin ich noch immer glücklich 😊
- Die oben erwähnte Designerin hat in der Zwischenzeit wunderbare Websites für ihre Kunden (und zum Teil auch für meine) erarbeitet. Diesen Monat – fast zweieinhalb Jahre, nachdem dieser Post erschienen ist – hat sie ihre eigene Website runderneuert. Die Seite ist super geworden. Aber das hätte sie eher haben können, wenn sie sich an eine Kollegin oder einen Kollegen gewandt hätte.
- Seit November 2015, als meine Website fertig war, bin ich leidenschaftliche Botschafterin der Arbeitsteilung. Ich habe mehrere Laien davon abhalten können, „einfach mal“und „mit wenigen Klicks“ eine Website in DIY-Manier zusammenzustoppeln. Und ich werbe generell dafür, Profis an Bord zu holen – auch bei Business-Fotos und Interviews mit Experten oder beim Thema Markenbildung. Sowie natürlich bei Website-Texten.
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