X

Zehntausend Stunden

Wie wir generative KI nutzen

Wir nutzen generative KI wie ChatGPT+ und andere GenAI-Tools (GenAI = generative artificial intelligence = generative künstliche Intelligenz), weil wir damit oft schneller sind und manchmal sogar bessere Ergebnisse erzielen. Wie wir dabei vorgehen und welchen Regeln wir folgen, erklärt dieser Artikel.

Der Claim von SCHIRMER KOMMUNIKATION lautet “Ideen. Texte. Erfolge.“ Sicherlich verstehen Sie, dass ich mich intensiv mit einer Technologie auseinandersetze, die in Sekunden massenhaft Ideen ausspuckt und lesbare Texte generiert. 

Und dass ich den Freelancer:innen, mit denen ich zusammenarbeite, den Gebrauch dieser Tools nahelege (manche würden sagen: geradezu aufdränge 😉).

Es ist mir wichtig, dass wir praktische Erfahrung mit der Technik sammeln. Darum haben wir bereits 2022 – vor ChatGPT – Jasper.ai und andere GenAI ausprobiert, die auf Mausklick Texte erstellen. Was diese letztes Jahr schon konnten, war erstaunlich und teilweise erschütternd.

Allerdings nicht so erstaunlich und erschütternd, wie ChatGPT zum ersten Mal beim Schreiben zuzusehen.

Wir nutzen generative KI aber nicht nur, um Erfahrungen zu sammeln und Expertise aufzubauen. ChatGPT und Co. steigern unsere Produktivität. Darum wäre es gegenüber unseren Kunden, die unsere Arbeitsergebnisse und unsere Stundenabrechnungen erhalten, nicht fair, wenn wir das Tool nicht einsetzen würden.

Es wäre auf Dauer auch nicht gut für unsere Wettbewerbsfähigkeit. 

Wieviel Zeit sparen wir durch die Nutzung generativer KI?

Wieviel schneller geht die Arbeit voran, wenn ich generative KI nutze, zum Beispiel ChatGPT? Das kommt sehr auf den Anwendungsfall an.

Eines der ersten kleineren Projekte, die ich mit Unterstützung von ChatGPT umgesetzt habe, war die Erarbeitung eines neuen Webinars.

  • ChatGPT hat erst einmal eine top Gliederung geschrieben, die ich nahezu eins zu eins übernehmen konnte. Dadurch habe ich sicher ein, zwei Stunden gespart. 
  • Auch bei der weiteren Ausarbeitung der Punkte hat ChatGPT geholfen. Allerdings waren seine Argumente oft zu platt und ich musste mir doch selbst etwas einfallen lassen. 
  • Auch die konkreten Formulierungen entsprachen in ihren Nuancen nicht dem, was ich sagen wollte und wie ich es sagen wollte. Sie musste ich also auch überarbeiten oder ganz selbst erarbeiten. 
  • Dann habe ich das Webinar mehrfach geprobt und die Inhalte dabei weiter feingeschliffen, ohne ChatGPT.
    (Keine Sorge, am Ende lese ich nicht ab! Erst einmal alles auszuformulieren, bis es so klingt, wie ich es sagen würde, ist mein Prozess bei Auftritten aller Art.) 

Ich würde sagen, die Zeitersparnis von dem Moment, in dem ich vor dem leeren Blatt gesessen habe, bis zu dem fertig ausgearbeiteten Webinar lag bei 20 bis 25 Prozent

Und das war nur eines der ersten Projekte. Je öfter wir ChatGPT nutzen, desto besser können wir mit ihm arbeiten.

Jedenfalls, solange wir

  • uns über die verschiedenen Methoden informieren, passendere Antworten zu erhalten,
  • immer weiter experimentieren und uns bewusst machen, was funktioniert und was nicht
  • und uns mit anderen Nutzer:innen austauschen – nicht nur in unserem Team. 

Was ist mit den „Halluzinationen“?

Sachliche Fehler habe ich in dem geschilderten Beispiel in ChatGPTs Ergebnissen nicht gefunden. Wohl aber in anderen Fällen. Ich bin gespannt, wie die Anbieter die Neigung ihrer generativen AIs zum Halluzinieren in den Griff bekommen werden.

Bisher hilft nur, aufzupassen wie die berühmte Katze vor dem Mäuseloch. Kein Wort einfach glauben, das die Maschine auswirft: Entweder weiß ich aufgrund meiner persönlichen Expertise, dass die Aussagen stimmen – oder ich muss sie überprüfen, also mit verlässlichen Quellen abgleichen.

Inzwischen nutze ich ChatGPT+ routinemäßig, wenn es gilt, Ideen zu sammeln und zu gliedern.

Damit kann ich als Mensch einige Stunden verbringen. ChatGPT hingegen liefert die Ideen schneller als ich sie lesen kann. Danach harke ich noch ein bisschen durch, korrigiere den einen oder anderen Punkt, recherchiere gegebenenfalls kurz nach, streiche dort, ergänze hier – und schon steht das Gerüst. 

Der Prozess der Auseinandersetzung mit dem Thema hat kaum begonnen und trotzdem ist schon etwas Sinnvolles und Zielführendes entstanden. 

Schonmal gut.

Generative KI nutzen, um Zeit für höhere Qualität zu gewinnen

Habe ich die Gliederung, stellt sich die Frage, welchen Anspruch und meine Kunden und ich selbst in dem konkreten Fall an meine Arbeit haben:

Reicht das schon, was da geschrieben steht?

Oder geht es darum, was ich denke? Um meine Expertise, meine Erfahrung mit dem Kunden, mein Gespür für Sprache, den Markt, Trends und Potenziale? 

Wenn es reicht, kann die Gliederung so bleiben. Dann haben wir in diesem ersten Arbeitsschritt (die meisten Projekte enden ja nicht mit der Gliederung) gut Dreiviertel des üblichen Zeitaufwands gespart, wenn nicht mehr.

Wenn es noch nicht reicht und mein Input gefragt ist, dann werde ich

  • darüber schlafen,
  • mir beim Gassigehen meine Gedanken machen,
  • vielleicht mit jemanden, der:die sich damit auskennt, über die Sache reden,
  • unter der Dusche auf eine Idee kommen,
  • kurz: schon zu diesem frühen Stadium viel Hirnschmalz und Herzblut in das Projekt geben.

Die Zeitersparnis schrumpft dadurch auf 20 bis 25 Prozent (wie gesagt, nur für diese erste Projektphase – was das für das Gesamtprojekt bedeutet, kommt auf dessen Zuschnitt an). 

Jedenfalls wird mit meinem Input ein anderes Level erreicht als ChatGPT es (derzeit) schafft – und von dem Level aus nimmt das Projekt einen anderen inhaltlichen Verlauf.

Diese zweite Vorgehensweise ist mir lieber. Denn sie bringt bessere, sprich: originellere und interessantere Ergebnisse. Und sie macht mir mehr Freude.

Wie wir generative KI sonst noch nutzen

Ideen sammeln und gliedern ist nur ein Beispiel dafür, wie wir generative KI nutzen. Was machen wir noch?

  • Wir lassen ChatGPT+ Zusammenfassungen erstellen und Texte umschreiben, also bestehende Texte neu formulieren, ohne die Inhalte zu verändern.
    • Das geht von einfachen, aber für Menschen sehr zeitaufwändigen Aufgaben wie einen Text von der Du- in die Sie-Form zu bringen oder andersherum (inklusive Anpassung der Tonalität)…
    • …bis zu komplexen Fachartikeln, deren Inhalte wir noch einmal verwenden möchten. 
    • Die Ergebnisse, die ChatGPT in solchen Fällen liefert, sind nie ausreichend, um die Texte unverändert zu verwenden. Aber die KI nimmt uns in der ersten Phase der Aufgabe ein gutes Stück Arbeit ab.
    • Die Zeitersparnis liegt locker bei 50 Prozent und mehr. 
  • Alles, was mit Übersetzung zu tun hat, machen wir auch mit KI: DeepL Pro.
  • Außerdem Transkriptionen – die hätten wir noch vor ein, zwei Jahren an ein Schreibbüro gegeben, jetzt macht sie happyscribe (es sei denn, es handelt sich um schwierige Fälle mit schlechter Tonqualität und nuschelnden Gesprächspartnern). 

Unterm Strich: Indem wir generative KI nutzen, sparen wir Zeit, gerade am Anfang von Projekten. Und dadurch können wir entweder geringere Kosten produzieren. Oder höhere Qualität.

Bessere Qualität direkt durch GenAI

Vor kurzem habe ich DeepL Write entdeckt, mit dem ich vor allem englische Texte verbessere: Das Tool findet Textstellen für mich, die vom Satzbau und der Wortwahl her nicht falsch sind, aber auch nicht optimal, und schlägt Alternativen vor. Das ist ein Schleifen an feinen Nuancen, die sonst nur Muttersprachler:innen auffallen würden. Die Entscheidung bleibt auch hier bei mir: Was will ich übernehmen, was nicht? 

Ich nutze das Tool hauptsächlich für die Kommunikation mit internationalen Kunden, zum Beispiel für wichtige E-Mails an hochrangige Ansprechpartner oder einen größeren Empfänger:innenkreis. 

Es ist für mich keine Zeitersparnis: Früher hätte ich die E-Mail ohne diesen Feinschliff abgeschickt. Schließlich ist mein Englisch ist gut genug, um mich verständlich zu machen und niemand erwartet, dass meine Nachrichten sich lesen wie von einer Native Speaker. Es ist „nur“ eine qualitative Verbesserung – und wir könnten diskutieren, ob sich der zusätzliche Aufwand lohnt, zumal für Texte, die nicht für die Veröffentlichung gedacht sind, sondern, nochmal „nur“ in Anführungszeichen, für internen Gedankenaustausch. 

Meiner Meinung nach lohnt sich der Extra-Aufwand. Wenn die Sprachqualität höher ist, nehmen die Leser:innen die Aussagen automatisch ernster. Allein schon, weil sie nicht von einem holprigen Satzbau oder suboptimaler Wortwahl abgelenkt werden. 

(Deshalb geben wir uns ja so viel Mühe mit Texten, die für die Öffentlichkeit gedacht sind! Wenn all die Anstrengung keinen Einfluss auf die Rezeption hätte, können wir es lassen…) 

Vor allem aber lohnt sich der Einsatz von DeepL Write, weil ich nicht die Einzige bin, die ziemlich gut Englisch schreibt, aber eben nicht muttersprachlich, und die das Tool zur Verfügung hat. Je mehr Menschen DeepL Write und vergleichbare Angebote nutzen, desto höher werden die Erwartungen an die Qualität des Ausdrucks werden. 

Sind KI-optimierte Texte bald in der Überzahl?

Vielleicht. 

Möglicherweise. 

Wer weiß das schon so genau?

Wir sind mit GenAI in jeder Hinsicht an einer Zwischenstation: Was sich wie durchsetzt und entwickelt, ist offen. Wie wir generative KI nutzen werden und was künftige Anwendungsmöglichkeiten und -gepflogenheiten mit den Erwartungen an die Qualität kreativer Dienstleistungen und die Produktivität kreativer Dienstleister:innen machen werden – wir wissen es nicht. 

Vor allem, weil die großen Unternehmen ja erst anfangen generative KI in unternehmensspezifische Anwendungen zu integrieren. Und weil es noch keine Gesetze zur Regulierung von GenAI gibt – die werden aber kommen.

Also bedeutet generative KI für uns, an unserem Platz als kleines Zahnrad der Kommunikationsbranche, und jetzt, Mitte 2023, folgendes: 

  • Wir können manche Projekte entweder kostengünstiger bearbeiten, weil wir Ergebnisse auf dem gewohnten Niveau in kürzerer Zeit erreichen.
  • Oder wir können die Qualität steigern. Weil wir entweder mehr Zeit haben innerhalb des bestehenden Kostenrahmens, um an bestimmten Punkten des Projekts tiefer einzusteigen. Oder weil die KI uns zusätzliche Fähigkeiten schenkt, die wir bisher nicht hatten. 

Das ist super, aber ganz sicher erst der Anfang.

Nach welchen Regeln wollen wir generative KI nutzen?

Gartner empfiehlt Unternehmen, sich Regeln für den Umgang mit GenAI zu geben:

  • Geben Sie keine persönlich identifizierbaren Informationen ein.
  • Geben Sie keine vertraulichen Informationen ein.
  • Geben Sie keine IP-Adressen ein.
  • Deaktivieren Sie wenn möglich den Verlauf, wenn Sie externe Tools wie ChatGPT verwenden.
  • Überprüfen Sie die Ergebnisse genau – nicht zuletzt wegen den sogenannten „Halluzinationen“, s. bitte oben.

Diesen Vorschlägen schließe ich mich an. 

Ferner empfehlen die Analysten unter anderem Transparenz: Zum Beispiel den Nutzer:innen deutlich zu machen, dass sie mit einem KI-Chatbot chatten und nicht mit einem Menschen. 

Ich denke, diese Kennzeichnung wird in Zukunft noch wichtiger werden, wenn wir (hier meine ich: die Menschheit) immer öfter generative KI nutzen. Und zwar desto wichtiger, je besser GenAI Texte, Bilder, Video- und Audio-Content generieren kann, die wirken, als stammten sie von Menschen.

Es wird meiner Meinung nach zu einem Zeichen besonderer Qualität werden, wenn Content ganz oder hauptsächlich von Menschen generiert wurde. Ähnlich wie heute ein handwerklich hergestellter Gegenstand. 

Beispielsweise schreibe ich gerade einen Ratgeber über Freelancing und ich hüte mich, mir von ChatGPT Inhalte vorschlagen zu lassen. Die künftigen Leser:innen sollen sicher sein können, dass dieses Buch auf den Erfahrungen und Erkenntnissen einer identifizierbaren Person beruht.

Dabei schließe ich von mir auf andere: Wenn ich ein solches Buch lese, möchte ich nicht, dass es aus dem durchgemischten und aufgekochten Content der ganzen Welt besteht.

Und das wäre der Fall, wenn ich generative KI nutzen würde, um das Buch zu schreiben.

Als Leserin will ich, dass ein bestimmter – möglichst vertrauenswürdiger – Mensch hinter den Inhalten steht. Sonst interessieren sie mich nicht. Und ich gehe davon aus, dass die Leser:innen meines Buches an dieser Stelle ähnlich ticken.

Aber falls ich mich zum Beispiel entscheiden sollte, das Buch von der „Du“- in die „Sie-Form“ zu bringen, würde ich mir von Chat-GPT helfen lassen. Oder falls ich es ins Englische übersetzen will: Hallo DeepL Pro, hallo DeepL Write! 

Zusammengefasst: Wie nutzen wir (zurzeit) generative KI?

  • Wir nutzen allgemein zugängliche generative Künstliche Intelligenz wie ChatGPT und DeepL zur Steigerung der Produktivität – und um unseren persönlichen Erfahrungsschatz im Umgang mit GenAI aufzubauen und zu pflegen.
  • Wir wenden dabei die oben aufgeführten Regeln an, das heißt: Wir geben bestimmte Informationen gar nicht erst ein und trauen niemals blind den Ergebnissen
  • Wir sind unseren Kunden gegenüber transparent, also: Wir sagen Ihnen, wenn wir KI einsetzen beziehungsweise für ein Projekt eingesetzt haben. 

Sie möchten mehr darüber wissen, wie unser Freelancer:innen-Netzwerk generative Künstliche Intelligenz einsetzt? Sprechen Sie mich gern darauf an 😊

Tags: