Lokalisierung? Übersetzung? Oder mehr?
Was eine Übersetzung kann, was eine Lokalisierung leistet – und warum es manchmal mehr braucht, damit ein Text im Zielland wirklich funktioniert.
Gibt es einen Unterschied zwischen Übersetzung und Lokalisierung? Und wenn ja, reicht eine Übersetzung – oder brauche ich eine Lokalisierung?
Wenn Sie sich das fragen, kann es gut sein, dass Sie weder eine Übersetzung brauchen noch eine Lokalisierung. Sondern mehr.
Womöglich brauchen Sie einen Text, der mit neuen – anderen – Mitteln als der Originaltext dieselben Ziele erreicht.
Vorab zur Klärung der Begriffe: Ja, es gibt einen Unterschied zwischen Übersetzung und Lokalisierung.
- Bei der Übersetzung werden Wörter von der Ausgangssprache in die Zielsprache übertragen.
- Bei der Lokalisierung werden Texte nicht nur übersetzt, sondern so umgewandelt, dass die Sprache zum Kontext des Marktes passt, in dem der Text erscheint.
Eine Lokalisierung geht also einen entscheidenden Schritt weiter als eine Übersetzung. Sie ist anspruchsvoller.
Auch bei Übersetzungen kann vieles schiefgehen
Das bedeutet aber nicht, dass Übersetzungen einfach wären!
Auch bei Übersetzungen kann viel schiefgehen. Jeder kennt die unfreiwillig komischen Übersetzungen auf Speisekarten. Der SZ-Kolumnist Axel Hacke hat sie über Jahre gesammelt. Wenn Sie zweieinhalb Minuten Zeit haben und gerne lachen, schauen Sie sich dieses Video einer Lesung aus „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ an.
Eine professionelle Übersetzung ist also weit mehr als eine Wort-für-Wort-Übertragung mit DeepL. Eine gute Übersetzung ist orthografisch wie grammatikalisch fehlerfrei. Und vor allem ergibt sie Sinn 😉
Lokalisierung ist eine sprachliche Anpassungsleistung
Die Lokalisierung leistet noch mehr. Ein lokalisierter Text erfüllt die Erwartungen der Zielgruppe an die Sprache. Wer eine gute Lokalisierung liest, merkt der Sprache nicht mehr an, dass der Text ursprünglich in einem anderen Land verfasst wurde.
- Die Tonalität passt zum Markt – auch wenn der Markt ein ganz anderer ist als der, für den der Text zuerst geschrieben wurde.
- Die Wortwahl und die Ausdrücke rufen landestypische Assoziationen hervor.
Um das zu erreichen, muss der Lokalisierungs-Experte mehr tun als nur zu übersetzen. Er muss den Text umwandeln, indem er für alle Ausdrücke und Formulierungen die Entsprechung in der Zielsprache findet. Das ist der schwerste Teil seiner Aufgabe.
Darüber hinaus muss er viele Kleinigkeiten anpassen, damit der Text wirklich in seine neue Umgebung passt. Der Lokalisierungs-Experte muss beispielsweise
- das Format von Telefonnummern ändern
- Uhrzeit- und Datumsformate anpassen
- Maßeinheiten anpassen
- Symbole und Grafiken verändern
- unter Umständen auch Layout und Bilder an die Lese- oder Nutzungsgewohnheiten des Ziellandes anpassen
Für die beiden letzten Punkte braucht es die Zusammenarbeit mit Grafik- oder Web-Designern.
Das Ergebnis ist ein Text – gegebenenfalls samt Layout – der sich sehr gut in die Landschaft des Zielmarktes einfügt und gute Chancen hat, die Reaktionen hervorzurufen, die tatsächlich beabsichtigt sind.
Warum diese vorsichtige Formulierung? Weil damit noch nicht das bestmögliche Ergebnis erreicht ist.
Eine Lokalisierung ist noch nicht das Optimum
Es reicht nicht, dass die Inhalte verstanden werden, wie sie gemeint sind. Sie sollen auch im Zielland überzeugen – genauso wie das Original.
Dafür muss man noch mehr tun. Mehr als übersetzen, mehr als lokalisieren.
Wenn man mit dem fremdsprachigen Text wirklich dieselbe Wirkung erzielen will wie mit dem Originaltext, muss man bereit sein, mehr oder weniger umfangreiche Abschnitte ganz neu zu schreiben. Damit ein Text entsteht, der auch inhaltlich funktioniert.
Der Lokalisierungs-Experte wird zum Redakteur
Ein Beispiel: Ein E-Book eines Fin-Tech-Startups soll ins Deutsche übertragen werden. Der Ausgangstext entstand in einem skandinavischen Land, wo kaum noch jemand mit Bargeld bezahlt. Die Argumentation des Originaltextes baut auf diesem Umstand auf. Nun soll der Text in Deutschland funktionieren, wo Bargeld nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Das bedeutet, dass der Inhalt des Textes geändert werden muss – von jemandem, der sich mit der deutschen Bargeld-Diskussion auskennt oder zumindest in der Lage ist, sich schnell in das Thema einzulesen.
In diesem Beispiel und in vielen anderen Fällen liegt die Gefahr darin, dass die Auftraggeber einer Lokalisierung sich oft nicht im Klaren sind, wie stark die Inhalte eines Textes verändert werden müssen, damit er im Zielland funktioniert: Oftmals so stark, dass der Text nur noch eine vage Ähnlichkeit mit dem Original hat.
Wenn es gelingt, das im Vorfeld deutlich zu machen, kann man mehr tun als bloß zu lokalisieren. Man kann genau die Fakten nennen, die Beispiele bringen, ja, sogar die Zitate einholen, die im Zielland überzeugend wirken. Der Lokalisierungs-Experte wird zum Redakteur. Und der Ausgangstext ist jetzt bloß noch Material.
Aufwändig? Klar. Aber so sind die Chancen am besten, dass der Text die gewünschten Reaktionen bewirkt: Interesse. Faszination… Oder gar Kauflust.
Sie wollen einen englischen oder amerikanischen Text lokalisieren – oder mehr: ihn redaktionell so überarbeiten, dass er im deutschsprachigen Raum wirklich funktioniert? Rufen Sie mich einfach an 😊
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